Viele Male in der Geschichte hat die Menschheit Dinge getan, die sich als grundlegend falsch erwiesen haben. Dann wurden diese Aktionen abgeschafft und schließlich von allen als falsch akzeptiert. Wir leben in einer Zeit, in der ein solcher Wandel entscheidend für die Zukunft der Menschheit ist.

Stellen wir uns eine Insel vor auf der es 1000 Bäume hat und auf der 100 Menschen leben. Jedes Jahr wachsen 100 Bäume nach und jeder der Menschen fällt pro Jahr einen Baum, den er für seine Zwecke verwendet. Die Bäume sind die Lebensgrundlage der Menschen auf dieser Insel. Das ist nachhaltiges Leben und es kann so für immer funktionieren, da die Anzahl der Bäume, die gefällt werden im Gleichgewicht sind mit der Anzahl der Bäume die nachwachsen.

Stellen wir uns nun vor, dass 10 der 100 Menschen jedes Jahr zwei Bäume fällen, weil sie ein grösseres Haus oder eine grössere Kutsche bauen wollen, oder weil sie mit dem Material des einen Baums nicht sorgfältig genug umgehen. Jedes Jahr werden nun 110 Bäume gefällt aber nur 100 wachsen nach. Die Anzahl Bäume nimmt somit jedes Jahr um 10 ab. Nach einem Jahr sind es 990, nach zwei sind es 980 und nach 100 Jahren hat es überhaupt keine Bäume mehr.

Zu Beginn fällt dies vielleicht nicht auf und die Menschen, die nur einen Baum pro Jahr fällen sagen nichts dazu. Doch mit der Zeit wird es sichtbar, denn der Wald wird kleiner. Das ist nicht das einzige das passiert, stellen wir uns vor, die Anzahl der Menschen nimmt zu und mehr Menschen kommen auf die Idee, mehr als einen Baum für Befriedigung Ihrer Bedürfnisse zu fällen. Sie sagen, die anderen täten es auch, sie rechtfertigen das Fällen von zusätzlichen Bäumen mit ihrer persönlichen Freiheit und hören nicht damit auf.

Nun fragen wir uns: Was denken die Menschen, die nur einen Baum fällen über die Menschen die mehr als einen Baum fällen? Was würden die Menschen auf der Insel unternehmen, wenn klar wird, dass der Wald auf der Insel verschwindet? Was tun sie wenn sie sehen, dass ein Teil der Menschen mehr Bäume fällt als nachwachsen und dies schlussendlich für alle die Lebensgrundlage entzieht?

Es liegt auf der Hand, die Inselbewohner entscheiden: Das Verhalten der Menschen, die mehr als einen Baum fällen ist asozial, es ist egoistisch und es verunmöglicht die Zukunft der Gemeinschaft aller. Das Argument der persönlichen Freiheit ist nicht akzeptabel, da das Verhalten allen Menschen schlussendlich schadet und dazu führt das niemand mehr Leben kann. Die Gemeinschaft der Menschen würde das Fällen von mehr als einem Baum verbieten und klare Kontingente pro Person festlegen. Diese Sichtweise wäre rational und nicht politisch. Jede politische Partei würde dieses Paradigma schlussendlich vertreten, genau so wie heute jede politische Partei gegen Sklavenhandel und für das Frauenstimmrecht ist.

Die Insel ist ein Symbol für den Planeten Erde, die Bäume sind ein Symbol für alle Rohstoffe wie sauberes Wasser, saubere Böden, Mineralien, Erdöl, saubere Luft. Die Menschen, die mehr als einen Baum fällen sind die Menschen der westlichen Welt. Amerikaner und Australier fällen etwa 5 Bäume und Europäer etwa 3. Während Inder nur 0.7 Bäume und der Durchschnitt der Welt ca. 1.6 Bäume fällt.

Deswegen ist nachhaltiges Handeln eine Pflicht. Nur so viele Ressourcen verbrauchen wie nachwachsen, Rohstoffe wieder verwerten, Ressourcen nicht verschwenden und nur so viele Schadstoffe zu produzieren wie die Erde verarbeiten ist keine Option, es ist keine Ideologie oder politische Einstellung, es ist das einzig langfristig logisch richtige und gesellschaftlich akzeptable Verhalten.

Die Menschheit kann sich nicht mehr länger auf Diskussionen über für und wieder von nachhaltigem Verhalten einlassen. Wenn jemand, der sein Geld damit verdient für andere mehr als einen Baum zu fällen, seine Geldquelle verliert, dann muss dies in Kauf genommen werden. Es wurde auch Kauf genommen, dass der Verkäufer von Fussfesseln für Sklaven seine Geldquelle verloren hat, als die Sklaverei verboten wurde. Dies ist eine grosse Herausforderung und es führt kurzfristig zu Problemen für die soziale Lösungen gefunden werden müssen, aber langfristig ist es das kleinere Übel.

Wir können nicht länger Argumente die, die persönliche Freiheit als Rechtfertigung für das Anrichten von Umweltschäden anführen gelten lassen. Wer mehr als einen Baum fällt um seine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen muss Verzichte in Kauf nehmen oder wenigstens seine Rolle als asoziales Element in der Gesellschaft sowie Konsequenzen akzeptieren.

Nachhaltig Leben ist kein Luxus den sich nur wenige leisten können, sondern der Verzicht auf Luxus, den wir uns alle leisten. Auf Luxus zu Gunsten des grossen Ganzen verzichten, darf nicht länger die exotische Handlung einiger wenigen Aussenseiter sein, sondern muss das neue Normal werden. Das heutige Normal darf gesellschaftlich nicht mehr länger akzeptabel, das Aufrechterhalten von heutigem Luxus darf kein Massstab mehr sein. Denn das heutige westliche Normal ist ein fehlgeleiteter Zustand von dem wir uns trennen müssen, auch wenn wir dies kaum glauben können.

Wir Menschen müssen die erste Spezies sein, die sich selbst reguliert wenn wir nicht von der Natur reguliert werden wollen. Denn früher oder später hat es auf der Insel keine Bäume mehr.